Das Glogauer Bügeleisen

Der Dom zu Glogau

Einst leb­te in Glo­gau ein Schnei­der, zwar flei­ßig und geschickt, aber böse und gott­los. Auf sei­nen Spitz­na­men „Fluch­gott­fried“ war er sogar stolz. Wie anders doch sei­ne Frau: fromm, recht­schaf­fen, sie mahn­te ihn oft, sein gott­lo­ses Wesen zu ändern. Aber sie mahn­te ver­geb­lich, statt­des­sen ver­bot er ihr den Kirch­gang und Gebe­te. Wäh­rend sie nun eines Tages ein Bügel­eisen für ihn in der Küche erhit­zen soll­te, wähn­te sie sich unbe­ob­ach­tet und knie­te nie­der, um zu beten. So ver­sun­ken fand sie ihr Mann und schrie sofort los: „Weib, ich wer­de Dir das Beten schon aus­trei­ben!“ In sei­ner Wut rann­te er in die Werk­statt zurück und hol­te die Elle. Sei­ne Frau rann­te der­weil in pani­scher Angst die Trep­pe hin­un­ter auf die Gas­se. Nun noch erzürn­ter griff sich ihr Mann das hei­ße Bügel­eisen und lief ihr nach.
Kei­ner von denen, die dies beob­ach­te­ten, trau­te sich, der Frau zu hel­fen. Die Hetz­jagd ende­te vor der Kir­che, dort brach die Frau zusam­men. Ihr Mann warf ihr das Bügel­eisen hin­ter­her und ver­fehl­te sie nur knapp. Es prall­te von der Kir­chen­mau­er ab und schweb­te wie von Got­tes Hand geführt, zu einem Fens­ter in der Kir­chen­tür und blieb dort im Mau­er­werk ste­cken. Vie­le Jah­re soll es dort noch zu sehen gewe­sen sein, bis im Zuge einer Reno­vie­rung die­ses Wun­der ent­fernt wur­de.
Der Mann aber wur­de an die­sem Tage bekehrt, knie­te sich neben sei­ne Frau und fleh­te und bete­te um ihr Leben. Dann nahm er sie auf die Arme und trug sie nach Hau­se. Got­tes­fürch­tig und gläu­big beglei­te­te er sie zu den Got­tes­diens­ten und nahm auch regel­mä­ßig am Abend­mahl teil.