Dr. Herbert Hupka — Schlesien ist sein Vermächtnis
Der Philologe, Journalist und Politiker Dr. Herbert Hupka prägte als Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien in seiner 32-jährigen Amtszeit von 1968 bis 2000 den Verband, war für die Öffentlichkeit und für die heimatbewussten Schlesier das Gesicht Schlesiens. Als langjähriger Bundestagsabgeordneter war er zunächst Mitglied der SPD, schloss sich aber im Februar 1972 aus Protest gegen die Ostpolitik der sozial-liberalen Regierung der CDU an.
Herbert Hupka wurde am 15.08.1915 auf Ceylon geboren. Hier waren seine Eltern während einer Seereise nach China von den Briten zu Beginn des 1. Weltkrieges in einem Lager interniert worden. Hupka musste in seinem Leben schwere Schicksalsschläge hinnehmen und wurde Kämpfer gegen das Unrecht und das Vergessen. Früh verlor er den Vater, der nach der Freilassung der Familie 1918 aus britischer Gefangenschaft einer Influenza erlag. Seine Kinder- und Jugendjahre verbrachte Hupka in der von ihm geliebten Stadt Ratibor in Oberschlesien.
Das Unrecht an der Familie Hupka fand unter den Nationalsozialisten seine Fortsetzung. Seine Mutter, eingestuft als sogenannte Halbjüdin, litt im KZ Theresienstadt. Er selbst wurde wegen seiner Abstammung 1944 als wehrunwürdig aus der Wehrmacht entlassen und inhaftiert. Als er nach dem Krieg mit seiner Mutter nach Ratibor zurückkehrte, brachte ihm dies eine neue Inhaftierung, diesmal durch Polen und die spätere Vertreibung.
Herbert Hupka arbeitete ab November 1945 als Redakteur bei Radio München, und wurde 1946/47 vorübergehend zur Militärregierung der Amerikaner versetzt. 1949 ging Radio München in deutsche Hände über und wurde zum Bayerischen Rundfunk. 1957 wechselte Hupka als Programmdirektor zu Radio Bremen. Bereits im Februar 1959 verließ er den Rundfunk und wurde Pressechef beim Kuratorium Unteilbares Deutschland in Bonn.
Hupka war von 1969 bis 1987 Mitglied des Deutschen Bundestages. Schwerpunkt seines politischen Wirkens war die Vertriebenenpolitik. 1969 wurde Hupka erstmals über die Landesliste Nordrhein-Westfalen für die SPD in den Bundestag gewählt. Er lehnte jedoch die neue Ostpolitik der sozial-liberalen Koalition ab. Im Februar 1972 kam es zum Bruch mit der SPD. Auslöser war die von Herbert Wehner forcierte Abberufung von Herbert Hupka aus dem Auswärtigen und dem Innerdeutschen Ausschuss des Bundestages im Vorfeld des Vertrages mit Polen. Er verließ unter Protest die Sitzung der SPD-Fraktion am 29. Februar 1972 sowie gleichzeitig die SPD und beantragte am selben Tag die Aufnahme in die CDU/CSU Fraktion im Deutschen Bundestag und die CDU. In der Bundestagsabstimmung am 17. Mai 1972 stimmte er gegen den deutsch polnischen Vertrag.
Von 1968 bis 2000 war er Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien. Außerdem war Hupka Vorsitzender des Ostdeutschen Kulturrates und Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen. Als zum Schlesiertreffen 1985 unter Führung von Hupka das Motto „40 Jahre Vertreibung – Schlesien bleibt unser“ ausgewählt wurde, kritisierten dies auch CDU-Politiker. Der als Gastredner vorgesehene Bundeskanzler sagte seinen Auftritt ab. Nach massivem Druck vor und hinter den Kulissen zog Hupka das Motto zurück und ersetzte es durch „Schlesien bleibt unsere Zukunft in einem Europa freier Völker“.
Nach dem Ende des Kalten Krieges setzte sich Hupka für die deutsch-polnische Verständigung ein. In seinen Büchern, Aufsätzen, Buchbesprechungen und Kommentaren hat er Schlesien lebendig gehalten. Von seiner früheren Heimatstadt Ratibor wurde er zum „Verdienten Bürger der Stadt Ratibor“ ernannt und feierte dort 2005 seinen Geburtstag. Hupka starb am 24. August 2006 in Bonn an den Folgen eines Treppensturzes und wurde in München beigesetzt.