Dr. Herbert Hupka — Schlesien ist sein Vermächtnis

Her­bert Hup­ka beim Deutsch­land­tref­fen 1989 mit dem nie­der­säch­si­schen Minis­ter­prä­si­den­ten Ernst Albrecht (li.) und Bun­des­mi­nis­ter Theo Waigel

Der Phi­lo­lo­ge, Jour­na­list und Poli­ti­ker Dr. Her­bert Hup­ka präg­te als Bun­des­vor­sit­zen­der der Lands­mann­schaft Schle­si­en in sei­ner 32-jäh­ri­gen Amts­zeit von 1968 bis 2000 den Ver­band, war für die Öffent­lich­keit und für die hei­mat­be­wuss­ten Schle­si­er das Gesicht Schle­si­ens. Als lang­jäh­ri­ger Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ter war er zunächst Mit­glied der SPD, schloss sich aber im Febru­ar 1972 aus Pro­test gegen die Ost­po­li­tik der sozi­al-libe­ra­len Regie­rung der CDU an.

Her­bert Hup­ka wur­de am 15.08.1915 auf Cey­lon gebo­ren. Hier waren sei­ne Eltern wäh­rend einer See­rei­se nach Chi­na von den Bri­ten zu Beginn des 1. Welt­krie­ges in einem Lager inter­niert wor­den. Hup­ka muss­te in sei­nem Leben schwe­re Schick­sals­schlä­ge hin­neh­men und wur­de Kämp­fer gegen das Unrecht und das Ver­ges­sen. Früh ver­lor er den Vater, der nach der Frei­las­sung der Fami­lie 1918 aus bri­ti­scher Gefan­gen­schaft einer Influ­en­za erlag. Sei­ne Kin­der- und Jugend­jah­re ver­brach­te Hup­ka in der von ihm gelieb­ten Stadt Rati­bor in Oberschlesien.

Das Unrecht an der Fami­lie Hup­ka fand unter den Natio­nal­so­zia­lis­ten sei­ne Fort­set­zung. Sei­ne Mut­ter, ein­ge­stuft als soge­nann­te Halb­jü­din, litt im KZ The­re­si­en­stadt. Er selbst wur­de wegen sei­ner Abstam­mung 1944 als wehr­un­wür­dig aus der Wehr­macht ent­las­sen und inhaf­tiert. Als er nach dem Krieg mit sei­ner Mut­ter nach Rati­bor zurück­kehr­te, brach­te ihm dies eine neue Inhaf­tie­rung, dies­mal durch Polen und die spä­te­re Vertreibung.

Her­bert Hup­ka arbei­te­te ab Novem­ber 1945 als Redak­teur bei Radio Mün­chen, und wur­de 1946/47 vor­über­ge­hend zur Mili­tär­re­gie­rung der Ame­ri­ka­ner ver­setzt. 1949 ging Radio Mün­chen in deut­sche Hän­de über und wur­de zum Baye­ri­schen Rund­funk. 1957 wech­sel­te Hup­ka als Pro­gramm­di­rek­tor zu Radio Bre­men. Bereits im Febru­ar 1959 ver­ließ er den Rund­funk und wur­de Pres­se­chef beim Kura­to­ri­um Unteil­ba­res Deutsch­land in Bonn.

Hup­ka war von 1969 bis 1987 Mit­glied des Deut­schen Bun­des­ta­ges. Schwer­punkt sei­nes poli­ti­schen Wir­kens war die Ver­trie­be­nen­po­li­tik. 1969 wur­de Hup­ka erst­mals über die Lan­des­lis­te Nord­rhein-West­fa­len für die SPD in den Bun­des­tag gewählt. Er lehn­te jedoch die neue Ost­po­li­tik der sozi­al-libe­ra­len Koali­ti­on ab. Im Febru­ar 1972 kam es zum Bruch mit der SPD. Aus­lö­ser war die von Her­bert Weh­ner for­cier­te Abbe­ru­fung von Her­bert Hup­ka aus dem Aus­wär­ti­gen und dem Inner­deut­schen Aus­schuss des Bun­des­ta­ges im Vor­feld des Ver­tra­ges mit Polen. Er ver­ließ unter Pro­test die Sit­zung der SPD-Frak­ti­on am 29. Febru­ar 1972 sowie gleich­zei­tig die SPD und bean­trag­te am sel­ben Tag die Auf­nah­me in die CDU/CSU Frak­ti­on im Deut­schen Bun­des­tag und die CDU. In der Bun­des­tags­ab­stim­mung am 17. Mai 1972 stimm­te er gegen den deutsch pol­ni­schen Vertrag.

Von 1968 bis 2000 war er Bun­des­vor­sit­zen­der der Lands­mann­schaft Schle­si­en. Außer­dem war Hup­ka Vor­sit­zen­der des Ost­deut­schen Kul­tur­ra­tes und Vize­prä­si­dent des Bun­des der Ver­trie­be­nen. Als zum Schle­si­er­tref­fen 1985 unter Füh­rung von Hup­ka das Mot­to „40 Jah­re Ver­trei­bung – Schle­si­en bleibt unser“ aus­ge­wählt wur­de, kri­ti­sier­ten dies auch CDU-Poli­ti­ker. Der als Gast­red­ner vor­ge­se­he­ne Bun­des­kanz­ler sag­te sei­nen Auf­tritt ab. Nach mas­si­vem Druck vor und hin­ter den Kulis­sen zog Hup­ka das Mot­to zurück und ersetz­te es durch „Schle­si­en bleibt unse­re Zukunft in einem Euro­pa frei­er Völker“.

Nach dem Ende des Kal­ten Krie­ges setz­te sich Hup­ka für die deutsch-pol­ni­sche Ver­stän­di­gung ein. In sei­nen Büchern, Auf­sät­zen, Buch­be­spre­chun­gen und Kom­men­ta­ren hat er Schle­si­en leben­dig gehal­ten. Von sei­ner frü­he­ren Hei­mat­stadt Rati­bor wur­de er zum „Ver­dien­ten Bür­ger der Stadt Rati­bor“ ernannt und fei­er­te dort 2005 sei­nen Geburts­tag. Hup­ka starb am 24. August 2006 in Bonn an den Fol­gen eines Trep­pen­stur­zes und wur­de in Mün­chen beigesetzt.