Frühjahrsbrauchtum
Unsere volkstümlichen Frühjahrsbräuche weisen eine ganze Reihe vorchristlicher, heidnischer Bestandteile auf, die die Kirche jahrhundertelang versuchte auszurotten. Erst als dies trotz strenger Strafen nicht gelang, begann man sie zu dulden, zu verfälschen und sie schließlich mit einem christlichen Sinngehalt in ein christliches Symbol zu kleiden.
Der ursprüngliche Anlass der germanischen Frühjahrsfeste war das Wiedererwachen der Natur aus dem langen Winterschlaf. Erst der christliche Glaube ersetzte diese durch das Fest der Auferstehung des Heilands – nämlich Ostern.
Zu den Frühjahrsbräuchen gehörte z.B. das Saatwecken, Schimmelreiten und Winter- oder Todaustreiben, der symbolischen Verabschiedung des Winters. In Form einer Holz- oder Strohpuppe wurde der Winter vor das Dorf getragen und ertränkt oder verbrannt.
Laetare
Im Mittelalter gab es an Laetare einen ganz besonderen Brauch: Der Papst überreichte die „Goldene Rose“, weshalb Laetare auch Rosensonntag oder Rosentag hieß. Mit der goldenen Rose in der Hand trat erstmals Papst Leo IX. im Jahre 1049 vor die Gläubigen und wies damit auf die Passion Christi hin. Christus wurde bildhaft als Rose gedeutet. Daher kommt auch das Lied „Es ist ein Ros´ entsprungen“, das wir alle eigentlich als Weihnachtslied kennen. Nur an diesem einzigen Tag im Jahr trugen die Priester die liturgische Farbe „Rosa“. Natürlich war an Laetare das Fasten ausgesetzt. An diesem Tag durfte der Christ „secundam carnem“ (gemäß dem Fleische) leben, während die Fastentage ihm sonst nur gestatteten „secundam spiritum“ (gemäß dem Geiste) – also unter Verzicht auf fleischliche Genüsse – zu leben. Laetare war eine Art „Bergfest“ und hieß auch „Mittfasten“.
Feuerbräuche
Die ursprünglichen Feuerbräuche sind heute noch am weitesten verbreitet und gleichen sich in ihrem Ablauf von Lichtmess über Ostern und Walpurgisnacht bis hin zur Sommersonnwende.
In der vorchristlichen Zeit wurden die Frühjahresfeuer zu Ehren der Lichtgöttin Ostara entflammt. Als vor 700 Jahren westfälische Bauern das oberschlesische Neißegebiet besiedelten, kam der Brauch des Osterfeuers nach Schlesien. Es war ein Reinigungsfeuer. Schon das Material dazu spricht für sich: die abgeschlagenen Hecken zwischen den Feldern, Restholz vom Hof, verbrauchte Rutenbesen und das alte Bettstroh. Daher wohl auch der Name „Fleebrenn“ – von Flöhe brennen.
Lebensbaum
Das heidnische Lebensbaum-Brauchtum dieser Zeit verschmilzt oft mit den Frühlingsbräuchen oder verlagert sich nach „Hohe Maien“ – der christlichen Pfingstzeit. In vielen deutschen Gauen setzt man auch heute noch feierlich den Maibaum — einen mit bunten Bändern und meist drei Kränzen geschmückten hohen Baum. Auch steckte man Sträuße aus siebenerlei Kräutern gebunden, an die Ecken der Felder, um die bösen Geister fernzuhalten — und für eine reiche Ernte.
In den katholischen Kirchen wurden am Palmsonntag die Palmwedel, ein Strauß von Weidenkätzchen, geweiht. Mit dieser Handlung sollten die Gläubigen vor Unglück und Krankheit geschützt werden.
Aschermittwoch
Am Aschermittwoch gab´s für die Kinder ein besonderes Vergnügen: Das „Aschesäckel anhängen“. Ein kleines Säckchen, mit groben Stichen zusammengenäht und mit Asche gefüllt, wurde mit einem Drahthaken jemandem an den Jackensaum gehängt. Erstens konnte man allen möglichen Leuten – auch dem Lehrer – etwas anhängen, und zweitens gab es immer Leute, die es gar nicht merkten und so ihren Anhang den ganzen Tag mit sich herumtrugen.
Bräuche für Mädchen
Das Frühjahr war auch die Zeit für heiratslustige Mädchen. So wurden Kirschzweige ins warme Zimmer geholt, damit sie zum Osterfest blühen. War dies der Fall, dann war es ein gutes Zeichen für die jungen Mädchen im Hause.
Auch hatten sie ihr Vergnügen mit dem Kranzwerfen. Aus den ersten Frühlingsblumen oder auch aus Buchsbaum wurden kleine Kränzchen gebunden, die unter Aufsagen von Sprüchen rückwärts über den Kopf in die Zweige der Bäume geworfen werden mussten. Verfing sich der Kranz in den Ästen, so war die Hochzeit nicht mehr weit. Fiel er aber zu Boden, so musste die Werferin so lange wiederholen, bis sie Erfolg hatte. Jeder misslungene Wurf bedeutete allerdings ein Jahr Wartezeit bis zum Hochzeitstag. Die Mädchen hatten dabei viel Spaß. Und manch schlechte Werferin wurde bei diesem Spiel zur alten Jungfer.